„Wackersdorf der Film“ wurde im Cinema Paradiso gezeigt.

21. August ab 18.00 Uhr

„Wackersdorf der Film“ wurde im Cinema Paradiso gezeigt.

Die BüfA n.e.V. nutzte den Termin um auch auf die aktuellen Probleme, die direkt Parallelen zu der Zeit in Wackersdorf haben – hinzuweisen.Unser Sprecher Franz Waldmann – ein Widerständler – der 2. Generation wies in der Einleitung darauf hin, das es wichtig sei nicht nur die Vergangenheit sondern auch die Zukunft zu betrachten, und weiterhin auf der Hut zu sein um solche Versuche die Demokratie auszuhebeln, wie in Wackersdorf, zu verhindern.

Herbert Grabe hat uns eine Kinokritik geschrieben die wir hier mit seiner Erlaubnis veröffentlichen: 

Herbert Grabe(In den Achtzigern in der Doppelrolle als Fotograf und Demonstrant gegen die WAA. Bilder zum Widerstand unter: www.herbertgrabe.de)

Die Veränderung einer Region

Großer Andrang beim Open air-Kino auf der Donauinsel – die Menge derer, die keine Karten mehr bekommen, ist größer als das bis auf den letzten Platz gefüllte Auditorium. Wackersdorf ist noch immer ein Thema – und die ersten Kritiken beim Filmfest in München wecken Erwartungen. Sie werden erfüllt. Der Film ist spannend und er fängt die Zeit, in der er spielt, präzise ein. Viele Szenen beeindrucken durch ihre Detailliebe. Die Interpretation des Geschehens in den achtziger Jahren in der Oberpfalz belegt Kompetenz im Umgang mit Geschichte und Kultur. Es hat was, Sigi Zimmerschied als Umweltminister Dick zu erleben — dass er sich auch noch aus einem seiner ersten Kabarettprogramme selbst zitieren darf, ist umwerfend. Hier ist das Feld eng zwischen Lachen und Schaudern. 

Herausragend die beiden Schauspieler, die Hans Schuierer und den DWK-Vertreter Billinger darstellen. Auch Anna Maria Sturm ist stark und glaubhaft in ihrer Rolle. Der Regisseur beweist auch in seiner Personalauswahl eine sehr glückliche Hand. Was mich als Oberpfälzer über die Maßen begeistert, ist die Sprache der DarstellerInnen. Wir hören nicht den in etlichen Filmen kaum zu ertragenden Kauderwelsch, der regionalen Bezug vorgaukeln soll – die Idiome und Dialekte in »Wackersdorf« sind authentisch. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, ist es die Sprache der mittleren Oberpfalz. Dort, wo die Geschichte spielt, wird so gesprochen.

Nur ist es ein teilweise männerlastigiger Film. Nicht, weil es die Story des Landrats Schuierer ist. Den Film über ihn zu zu machen und die Dramaturgie eng zu knüpfen, ist sinnig, weil der Widerstand sehr vielschichtig war. Aber die Frauen bekommen im Film weniger die Rollen und die Handlungsmächtigkeit, die sie in der Realität inne hatten. Der spaltende Konflikt hingegen, der sich durch Familien wie Beziehungen und Belegschaften wie Gemeinden zog, wird sensibel beschrieben. Es wundert nicht, dass sich die Oberpfalz durch die Auseinandersetzungen verändert hat: Eine Versöhnung zwischen Politik und Bevölkerung gab es nicht, die geänderten Gesetze (»Lex Schuierer«), um Verfahren wie diese zu beschleunigen, gelten heute noch und wir sehen ja am Beispiel der Angriffe von Pegida-Demonstranten auf JournalistInnen, dass Polizei und Politik keineswegs Garanten für demokratische Freiheiten sein wollen. So etwas wird nicht schnell vergessen oder erinnert an alte Zeiten, je nachdem.

Insgesamt ist der Film ein gelungenes Werk und Regisseur Oliver Haffner ein überzeugender Filmemacher. Die künstlerische Interpretation des Widerstands gegen das Atomprojekt ist wirkungsvoll und bewegend und ein wichtiger Beitrag zur Geschichtsschreibung. Viele »Offizielle« in Bezirk und Land tun sich ja bis heute schwer, anzuerkennen, dass der Staat in »Wackersdorf« fehl geleitet war. 

Herbert Grabe(In den Achtzigern in der Doppelrolle als Fotograf und Demonstrant gegen die WAA. Bilder zum Widerstand unter: www.herbertgrabe.de)www.herbertgrabe.de/dia-shows-gallery/gesellschaft-society/wackerland/

von rechts nach links: Petra Filbeck, Leo Feichtmeier, Wolfgang Nowak, Hans Schuierer

Foto: Walter Nowotny
Regisseur Oliver Haffner
Foto: Walter Nowotny
BüfA-Sprecher und Widerständler in 2. Generation: Franz Waldmann
Foto: Walter Nowotny